Bild-Assoziationen

„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“. Für Führung, Training, Moderation kann dieser Satz wie folgt interpretiert werden: „Ein Bild kann mehr als 1000 Gedanken auf einmal auslösen und/oder ausdrücken“. Bauchgefühle, gedankliche und emotionale Tendenzen und Ahnungen sind oft schwer in Worte zu fassen, da sie auf der vorbewussten Ebene diffus erlebt werden und meist sehr komplex sind. Spontan oder intuitiv gewählte Bilder können daher ein sehr hilfreicher Zwischenschritt sein, um komplexe Gefühle von der vorbewussten auf die sprachliche Ebene zu bringen und mit neuen Elementen zu verknüpfen.

Anwendung von Bild-Assoziationen

Gedanken und Gefühle in Bildern oder anderen kreativen Formen auszudrücken ist eine sogenannte analoge Methode. Beispiele für analoge Methoden sind LEGO® Serious Play®, die „Wünsche-Elemente-Technik“ von Maja Storch, metaphorische Interventionen nach Milton Erickson, hypnosystemische Methoden nach Gunther Schmidt und viele mehr. Die Grundidee ist immer dieselbe: Ein Phänomen aus der realen Welt wird direkt oder indirekt mit einem anderen Konstrukt (z.B. einem Foto, einer Geschichte, einem Legobau) verglichen. Durch das Sprechen über dieses andere Konstrukt, dieses Symbol für das ursprüngliche Thema, können Parallelen gezogen werden. Die Auswahl des Symbols kann auf verschiedene Weise erfolgen, z.B:
  • Wähle ein Foto aus einer vorbereiteten Sammlung (entweder Fotos auf einem Tisch oder aus unserer unserer Online-Sammlung). 
  • Wenn das Thema ein Tier (eine Pflanze, eine Landschaft, ein Bild) wäre, was könnte es dann sein? 
  • Baue das Thema aus Lego (oder anderen Materialien) nach.
  • Male spontan ein Bild, das dein Thema ausdrücken könnte. 
  • Gestaltet gemeinsam ein Bild (z.B. für das Team, die Vision usw.) 
  • Bringe von einem Spaziergang ein Symbol mit (oder mehrere, z.B. eines für die Vergangenheit, eines für die Gegenwart, eines für die Zukunft).

 

Durch diese Methode werden mehrere hilfreiche Prozesse ausgelöst, drei Vorteile möchten wir hervorheben:

Vorteil 1 − Es wird besprechbar

Es ist sehr anspruchsvoll, komplexe Emotionen oder diffuse Gedanken erstens achtsam wahrzunehmen, zweitens zu reflektieren und drittens in passende Worte zu fassen. Die Redewendung „Mir fehlen die Worte“ bringt es auf den Punkt. Stattdessen ist es einfacher, erstens spontan ein Bild oder Symbol auszuwählen, zweitens das Bild wirken zu lassen und drittens über das Bild und die damit verbundenen Gedanken und Gefühle zu sprechen.

Vorteil 2 − Es wird emotional leichter

Ein Gespräch über das Symbol ist oft emotional entlastend, da nicht das ursprüngliche Thema (z.B. ein Vertrauensbruch oder ein Konflikt) besprochen wird, sondern das Symbol (z.B. der geknickte Stiel einer Blume oder zwei Widder, die mit den Hörnern aufeinander prallen). Dadurch werden nicht die (gesamten) mit der Erfahrung verbundenen Emotionen hervorgerufen. Gleichzeitig werden aber kreativere Netzwerke aktiviert, die neue Gedanken zum Thema ermöglichen. Auch Themen, die nicht emotional belastend sind, werden leichter diskutierbar, insbesondere in Kontexten, in denen es ungewohnt ist, über Gefühle zu sprechen. Wenn ein Team über eine Pflanze, die Pflege braucht spricht, ist es oft einfacher, als über Verletzlichkeit und das Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit zu sprechen.

Vorteil 3 − Es wird veränderbar

Manche Themen scheinen festgefahren zu sein. Das ursprüngliche Thema wurde dann schon so oft besprochen, dass keine neuen Ideen mehr aufkommen und immer wieder die gleichen Denkmuster aktiviert werden. Der Zwischenschritt über Bilder und Symbole kann diese gedankliche Erstarrung (Problemmuster) wieder „verflüssigen“ (vgl. Gunther Schmidt) und neue gedankliche Elemente einbringen. Fragen wie „Was braucht die Pflanze?“ (Wasser, Licht, Dünger) und dann „Was wäre Wasser, Licht, Dünger für unser Team?“ bringen neue Lösungsmöglichkeiten in die Denkmuster. Und auch wenn Themen „festgefahren“ scheinen, helfen vielleicht „Winterreifen“, „Schneeketten“ oder ein „Abschleppwagen“.

Sprachliche Hinweise zur Anleitung der Methode

Analoge Methoden laden dazu ein, das Denken zu erweitern. Daher ist es oft sinnvoll, eine sehr weite und offene Sprache zu verwenden.

Auswahl/Gestaltung: 

„Wähle gerne ein Bild aus der Sammlung, das bei dir spontan etwas zum Thema xy auslöst.“

„Vielleicht gibt es Bilder, die dir auf den ersten Blick weniger passend erscheinen, während andere Bilder für dich vielleicht irgendwie passender sind.“

„Oft ist es vielleicht eher ein spontanes Gefühl aus dem Bauch heraus oder ein spontanes Lächeln, vielleicht auch ein inneres Nicken, das dich bei der Auswahl unterstützt.“

Beschreibung: 

„Was verbindest du spontan mit dem Bild? Was löst es in deinen Gedanken oder Gefühlen aus?“

„Was geht dir durch den Kopf, wenn du dieses Bild betrachtest?

„Welche Parallelen und Verbindungen kannst du zwischen dem Bild und dem Thema ziehen? Oder fallen dir eher Unterschiede ein?“

Lösungsorientierung: 

„Welche hilfreichen, kraftgebenden, stärkenden oder flexibilisierenden Elemente könnte man in diesem Bild erkennen?“

„Welche hlfreichen, kraftgebenden, stärkenden oder flexibilisierenden Elemente könnte man diesem Bild nun hinzufügen?“

„Welche dieser Elemente könnten ggf. auch außerhalb des Bildes hilfreiche Impulse in die gewünschte Richtung bringen?“

„Wie könnten diese Impulse möglicherweise genutzt werden?“

Weitere hilfreiche Sprachmuster, um das Denken ohne inhaltliche Vorgaben anzuregen:

„…und was noch?“

„…oder vielleicht etwas ganz anderes?“

„…was vielleicht mehr? …und was vielleicht weniger?“

Quellen

Bandler, Richard; Grinder, John (2005): Metasprache und Psychotherapie. 11. Aufl. Paderborn: Junfermann (Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften, 11).

Krause, Frank; Storch, Maja (2011): Ressourcen aktivieren mit dem Unbewussten. Manual und ZRM-Bildkartei. Bern: Huber (Psychologie Praxis).

Schmidt, Gunther (2021): Liebesaffären zwischen Problem und Lösung. Hypnosystemisches Arbeiten in schwierigen Kontexten. Neunte Auflage. Heidelberg: Carl-Auer Verlag GmbH (Hypnotherapie, Systemische Therapie, Beratung).

Tomas, Jens; Schmidt-Tanger, Martina; Tschepp, Christian (2004): Milton! Praxistraining hypnotische Sprachmuster. Paderborn: Junfermann (Praxistraining Kompakt)

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