High Performer: Pflichterfüllung oder Selbstverwirklichung?

Zwei Männer mit Namensschildern im Gespräch in einem modernen Büro, beide tragen blaue Schlüsselbänder und wirken konzentriert und engagiert

Wer sind eigentlich High Performer?

High Performer – ein Begriff, der in vielen Organisationen etabliert ist. Damit sind Menschen gemeint, deren Leistung außergewöhnlich hoch ist und die mit Energie und Fokus einen wesentlichen Beitrag zum Gesamterfolg leisten. Sie gelten als motiviert, lösungsorientiert und gestaltend – oft über das Erwartbare hinaus.

Viele meiner Coachees gehören zu dieser Gruppe:

  • Projektleiter*innen, die parallel zu ihrem Tagesgeschäft komplexe Veränderungsprozesse vorantreiben.
  • Geschäftsführer*innen, die täglich aus der Informationsflut das Relevante filtern und unter Unsicherheit entscheiden.
  • Unternehmerinnen, die gleichzeitig erste Kundinnen erfolgreich betreuen, ein neues Team aufbauen und Produkte entwickeln – häufig unter persönlichem finanziellen Risiko.
  • Vorstände, die Kulturwandel und strategische Visionen orchestrieren und dabei auf hohe Erwartungen und Ansprüche von Management, Aufsichtsrat und Öffentlichkeit treffen.

Menschen, die beeindrucken – und begleiten

Ich bin von diesen Menschen beeindruckt. Früher habe ich mich ihnen gegenüber klein gefühlt. Heute begegne ich ihnen als Coach auf Augenhöhe – mit klarem Feedback, einem präzisen Blick auf blinde Flecken und einem geschützten Raum für Selbstreflexion.

Was mit dem Begriff mitschwingt

Das Konzept der “High-Performer” oder “Überflieger” enthält für mich auch viele negative und problematische Assoziationen.

  • Selbsterklärte “Erfolgscoaches” missbrauchen ihn um Grandiositätsfantasien potenzieller Klient*innen zu triggern.
  • Social-Media-Influencer erhöhen mit starkem Selbstvermarktungsfokus (vor allem wirtschaftlich) erfolgreiche Menschen zu heldenhaft-verklärten Symbolen der Unerreichbarkeit.
  • Der Eigenschaftenansatz im Sinne des Fixed Mindset – „man ist entweder ein Gewinnertyp oder ein Verlierertyp“ – ist leider auch heute noch in manchen Unternehmen und bei einigen Führungskräften anzutreffen.

Ein Zustand, keine Identität

„High-Performer“ ist für mich daher eher ein Zustand, den man einüben und weiterentwickeln kann. Es kann also derselbe Mensch mal im „High-Performer-Zustand“ und hoffentlich auch mal im „Selbstfürsorge-Zustand“ sein.

Coachingfrage: Wofür tue ich das eigentlich?

Wenn der Selbstfürsorge-Teil zu kurz kommt, wird es irgendwann einseitig. Darum taucht im Coaching mit Menschen, die an sich selbst „High-Performer-Ansprüche“ haben, oft eine zentrale Frage auf: „Wofür mache ich das eigentlich?” In Phasen der Erschöpfung lautet die Frage oft: „Warum tue ich mir das an?“

Manche suchen philosophische Antworten, andere psychologische.

Dreiklang im Coaching: Motivation, Pflicht, Resilienz

Im Coaching arbeiten wir oft mit einem Dreiklang:

  • Eigenmotivation (Selbstverwirklichung)
  • Fremdmotivation (Pflichterfüllung)
  • langfristige Leistungsfähigkeit (Selbstfürsorge und Resilienz)

Ein sinnvolles Coachingziel besteht darin, zunächst die Glaubenssätze zu erkennen, die diese drei Elemente für den Coachee enthalten, und sie dann in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen.

Die Freude an der Eigenmotivation (Selbstverwirklichung) ist oft stark ausgeprägt. Sie speist sich aus Gestaltungskraft, Sinnorientierung und Visionen. Auch positive innere Antreiber können dabei unterstützen, zielorientiert Leistung zu zeigen.

Die Fremdmotivation (Pflichterfüllung) hat oft zwei Seiten – eine externe und eine interne Fremdmotivation (was auf den ersten Blick paradox erscheinen mag):

  • Die externe Fremdmotivation umfasst Erwartungen von Stakeholdern, rechtliche Rahmenbedingungen und unternehmerische Verantwortung.
  • Erwartungen früherer Autoritätspersonen und das sogenannte „bedingte OK-Gefühl“ aus der Transaktionsanalyse: „Ich bin nur in Ordnung, wenn ich perfekt bin … stark bin … es allen recht mache.“

Coaching als Raum für innere Balance

Im Coaching entsteht Raum für diese inneren Spannungsfelder. Der Fokus liegt nicht auf dem Problem, sondern auf der differenzierten und lösungsorientierten Selbstwahrnehmung.

  • Platz schaffen für die unterschiedlichen und widersprüchlichen Gedanken und Gefühle.
  • Sie sortieren und in optimale Balance bringen
  • dadurch die Selbstwirksamkeit steigern und eine souveräne Haltung stärken.

Wenn Leistung achtsam wird

Die Frage „Wofür mache ich das?“ erhält dann eine neue, tragende Antwort – und mit ihr:

  • ein selbstBEWUSSTER und selbst FÜRSORGLICHER Umgang mit der eigenen Leistungsmotivation.
  • eine gesunde Abgrenzung zu inneren und äußeren Ansprüchen.
  • …und im Ergebnis oft: gesteigerte Lebensqualität.

Coaching ist kein Schema F.

Jedes Coaching ist dabei individuell – die Wege sind unterschiedlich – die Hürden auf den Wegen mal größer, mal kleiner – und die Themen hinter den Themen werden manchmal auch zum Hauptthema.

Schreibe gerne in die Kommentare, ob du das alles ganz anders siehst, was dir selbst hilft deine Leistungsfähigkeit gesund zu halten und/oder welche Perspektiven du als Coach zu diesem Thema hast.

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Sebastian Quirmbach

Geschäftsführer | Business Coach | Ausbildungsleiter

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